Herbrechtingen

Herbrechtingen ist eine deutsche Stadt im Land Baden-Würtemberg, die seit 1989 eine Partnerstadt von Biatorbágy ist. Der Name von Herbrechtingen wurde zuerst in einer Urkunde Karls des Großen erwähnt. Diese Urkunde wurde wahrscheinlich am 7. September 774 in Düren ausgestellt und heute befindet sie sich im pariser Nationalarchiv. Die Siedlung ist aber zweifellos älter als die erste Erwähnung – sowohl ihre Lage als auch die archäologischen Funde und die Ortsnamen zeugen davon. Der Grundriss der Siedlung wird grundsätzlich von der Richtung des Flusses Brenz bestimmt. Er kommt aus Süden, aus der Richtung vom Eselsburger Tal und ein wenig vor der Mündung eines Bachs wendet sich nach Osten. Dadurch wird der Siedlungskern, der mit der Langenstraße und Mühlstrasse ein Dreieck bildet, aus Westen und Norden geschützt.

Die Ausbildung der Flusskurve erleichterte den Flussübergang, was zuerst bewiesenermaßen von den Römern ausgenützt wurde, als die zwischen Günzburg (Guntia) und Heidenheim (Aquileia) (ca. I. Jahrhundert nach Chr.) entlang der Langenstraße und bei der Mündung des Bachs von Gänsbrunnen gebaute Straße durch eine Furt oder eine einfache Brücke hinübergeführt wurde. Die Römer haben die Gegend gegen 250 verlassen, die dann von den Alemannen in Besitz genommen wurde. Die höchstwahrscheinlich aus den Jahrhunderten 4-6 stammenden Funde weisen darauf hin, dass die damalige Siedlung – als Vorgänger von Herbrechtingen – das Zentrum einer kleineren alemannischen Stammgruppe war. Alemannien wurde 537 in das Frankenreich eingegliedert. Herb¬rechtingen konnte – der Namensauslegung nach – im kommenden Zeitraum entstehen. Erste Namensformen von Herbrechtingen: Hagrebertingas (774), Hairbertingas/Haribertin¬gas (777), Hairbertingas, Herbertingas, Harbrittinga (9. Jahrhundert). Der Name Haribert, Aribert oder Charibert ist ein fränkischer Personenname, erster Träger des Namens war das Enkelkind von Klodvig (†567). Ein anderer bekannter Namensträger war der Graf Charibert von Laon, der durch seine Tochter Bertrada der Großvater von Karl dem Großen wurde. Der Charibert, der den Namen von Herbrechtingen gegeben hat, muss ja nicht zwangsläufig für den Gründer des Orts betrachtet werden. Die Endung „ingen“ bedeutet, dass die Einwohner der Gegend den Ort jederzeit als eine „Siedlung der Menschen von Charibert (Herbrecht)“ betrachteten. Bissingen hat eine ähnliche Namensform: „Siedlung der Menschen von Buzzo“ – und entstand etwa im gleichen Zeitalter, wie die weiteren Siedlungen der Gegend - Dettingen, Heuchlingen, Setzingen, Stotzingen usw. – mit der Endung „ingen“. Die alte mittelalterliche Stadt Herbrechtingen verfügte auch über das Marktrecht. Das Markten wurde zuerst 1171 in einer Urkunde vom Kaiser Friedrich Barbarossa („Rotbart“) erwähnt. Dr. Heinz Bühler, Geschichtsschreiber der Stadt ist der Meinung, dass der deutsche König, Heinrich III – der sich am Ende August oder am Anfang September 1046 dort aufhielt – das Marktrecht der Siedlung schenkte. Dieser Markt war ein Jahrmarkt, der am 22. April, am Tag von St. Denis, am 11. November, am Tag von St. Martin und zur Fastnacht abgehalten wurde. Obwohl der Prepost der Stadt Herbrechtingen ab 1171 über das Marktrecht verfügte, die Einwohner galten damit als Bürger, sie hatten Recht auf freien Umzug, und die Siedlung galt halbwegs als eine Stadt. In der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts bekräftigte Kaiser Karl IV den Jahrmarkt von mehreren Nachbarsiedlungen. Der Wirkungskreis vom Jahrmarkt Herbrechtingen wurde damit immer mehr eingeengt, seit dem 16. Jahrhundert hören wir gar nicht mehr davon. Wir können über einen Jahrmarkt am Tag des St. Bartholomäus (24. August) 1664 lesen, der bis zum zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts regelmäßig abgehalten wurde. Die Abhaltung der heutigen Vieh- und Krammarkt am Tag der Kerzenweihe (2. Februar) wurde 1822 angeordnet. Herbrechtingen, das über mehrere Klöster in der Siedlung und in der Umgebung verfügt, wurde im Laufe der Reformation zu einer evangelischen (lutherischen) Gemeinde. Lange konnte sie der Industrialisierung zumeist – bis auf eine auf der Schafzucht basierende Textilfabrik – entrinnen. (Die Traditionen der Schäferei können auf vielen Kunstwerken erkannt werden.) Eine weitere große Umwandlung fand nach dem II. Weltkrieg in der Entwicklung der Siedlung Herbrechtingen statt. Nicht nur die Anzahl der Einwohner und dadurch der Anteil der Katholiken wurden durch den Zuzug vieler Heimatvertriebener aus Polen, Ungarn, Rumänien und Jugoslawien erhöht, sondern auch die Industrieentwicklung beschleunigt wurde. Neben den Wohnhäusern wurden neue Betriebe gebaut, welche zur Beschäftigungserweiterung bedeutend beitrugen. 1965 wurde ein neues Siedlungsentwicklungsprogramm begonnen, im Rahmen dessen das Zentrum und der Verkehr umgestaltet und modernisiert wurden und auch das Rathaus erweitert und umgebaut wurde. Im Rahmen der in der Bundesrepublik Deutschland durchgeführten Verwaltungsreform wurde eine Gemeindevereinigung mit Bolheim, Bissingen und einigen kleineren Siedlungen realisiert. Infolge dessen und Dank der Entwicklung der Siedlungen wurde Herbrechtingen 1975 zur Stadt erklärt. Die Einwohnerschaft beträgt 13.000 Personen.

Die 1946 aus Torgybágy und Bia deportierten Deutschen (Schwaben) siedelten sich nicht im gleichen Ort an, so tauchte ziemlich schnell der Anspruch auf, Begegnungen zu organisieren. Noch im Jahre der Deportierung und auch im kommenden Jahr wurden Begegnungen in der Sporthalle Giengen abgehalten, die Heimatvertriebener nahmen aber an Wallfahrten und an gemeinsamen Hausbaus teil und nutzten viele andere Möglichkeiten aus, um zueinander Kontakt zu halten. So eine Begegnungsgelegenheit war der Sonntag des Kirchenfestes in Torbágy. 1959 schlugen einige vor, dass die Begegnungen ab 1960 am Kirchentag Torbágy in Herbrechtingen veranstaltet werden sollen, und gleichzeitig wurde die Kommission der Feier vom Kirchentag Torbágy gegründet. Bei der Realisierung dieser Entscheidung leisteten neben Herrn Oskar Mozer, dem damaligen Bürgermeister von Herbrechtingen und dem Landesvertreter Rau auch Herr Dr. Lajos Leber, der Leiter der aus Ungarn deportierten Deutschen und Herr Dr. Márton Steer, damaliger Gemeindearzt in Herbrechtingen (der früher in Bia und in Torbágy als Arzt tätig war) Hilfe. Die Kommission und ihr Leiter, Herr Ferenc Bruckner sowie Herr Dr. Gáspár Kelemen spielten eine große Rolle darin, dass Herbrechtingen (zu dieser Zeit war der Bürgermeister schon Herr Peter Kiefner) 1984 die Protektorat über Biatorbágy übernahm und 1989 ein Vertrag über die Partnerbeziehungen beider Siedlungen abgeschlossen wurde. Diese Siedlung war die erste, mit der die partnerstädtische Außenbeziehungen in den letzten Jahren bewegungsvoller und vielseitiger wurden.

Weitere Informationen über Herbrechtingen: www.herbrechtingen.de